Am 16.11.12 fand in Paris das erste „International Professional Coaching Meeting“ der Société Française de Coaching, SFCoach, statt. Es nahmen ca. 80 Personen teil.
Die Tagung fand ausschließlich auf englisch statt – ein Novum für die SFCoach! Für die ganz wenigen französischen (und schweizer aus der Suisse Romande) Teilnehmer, die kein englisch verstanden wurde Flüsterdolmetschen organisiert.
Eingeladen und erschienen waren Vertreter von Coachingverbänden aus Irland, Großbritannien, Schweden, der Schweiz, der Tschechischen Republik, Deutschland, Großbritannien, China, Ungarn, Südafrika sowie der beiden anderen französischen Coachingverbände
TeilnehmerInnen kamen zudem aus Belgien, Luxemburg, Deutschland sowie aus Frankreich
Der erste Programmpunkt wurde geleitet von Pascale Reinhardt, der früheren Vorsitzenden, die diese Veranstaltung veranlasste und organisierte: eine Podiumsdiskussion „Managing crisis, coaching in times of crisis“. Dort nahmen Vertreter von 8 Coachingverbänden teil, darunter des DBVC. Das Verständnis von Krise und von den Grenzen und Möglichkeiten des Coaching in (welcher?) Krise waren sehr unterschiedlich.
Anschließend fanden zwei parallele Workshops statt: einer geleitet durch Lynne Burney (F /NZ) „Working with Systemic Representations CLEAN-ly“.
Und ein anderer geleitet von Michael Holzhauser „Building informal cross-country collaboration“. Michael Holzhauser stellte in einem ersten Schritt praktische Erfahrungen der Zusammenarbeit von Coaches/Consultants für Organisationsentwicklung in Asien und Europa dar – im Rahmen von internationalen Beratungen in der Luft- und Raumfahrt, des Maschinenbaus und der Textilwirtschaft, sowie bei der Unterstützung internationaler Cluster und Netzwerke. Im zweiten Teil des Workshops wurden gemeinsam erarbeitet:
Am Nachmittag fanden 3 parallele Workshops statt:
Bilanz und Ausblick:
Michael Holzhauser, Pfinztal, 22.11.2012
Zum Hintergrund:
Rahmen, Ansätze und Akteure von Coaching in Frankreich
1. Situation bis ca. 2008
Coaching findet in Frankreich fast ausschließlich beauftragt von der „Ressources Humaines“ Abteilung von Privatunternehmen statt, finanziert aus dem Budget „Formation“ (= Aus- und Fortbildung im engeren Sinn) der Unternehmen. Jedes Unternehmen muß einen gesetzlich festgelegten Betrag für „Formation“ ausgeben, der sich richtet sich nach den Ausgaben für Lohn+Gehalt+Sozialabgaben. Eine weitere gewichtige Einnahmequelle der Coaches in Frankreich ist die Durchführung der „Bilan de compétences“. Auf eine solche jährliche Potentialanalyse hat jeder Arbeitnehmer ein gesetzlich festgelegtes Anrecht und der Staat erstattet dem Unternehmen die Kosten.
Die Aufträge an Coaches sind fast immer thematisch sehr eng angelegt an Interessen des Unternehmens und zeitlich kurz getaktet. Viele Aufträge hängen direkt an Personalfreistellungen oder (unfreiwilligen) -umsetzungen.
Coaches in Frankreich kommen biographisch aus zwei Quellen: a) ehemalige Mitarbeiter der Ressources Humaines und b) Psychotherapeuten (fast ausschließlich psychoanalytischer Ausrichtung). Dementsprechend eng sind meist Ansatz und Methodenkompetenz: entweder personaltechnokratisch oder dogmatisch Jungianisch.
Fokussiert werden a) hs. die Person b) die berufliche Kompetenz c) die Fortbildung – die beiden letzten sehr eng gefasst und angelehnt an den Rahmen und Interessen des jeweiligen Unternehmens. Kaum angesprochen wird Rolleentwicklung, sehr selten das Team oder gar ein Projekt. Einen Zusammenhang mit der Organisationsentwicklung herzustellen ist unbekannt – den/die Funktion „Personal- und Organisationsentwicklung“ gibt es nicht in französischen Unternehmen
2. Entwicklung der letzten Jahre
Coaching und Coaches sind breiter aufgestellt und die Herkunft fast ausschließlich aus den „Ressources Humaines“ Abteilungen der Großunternehmen einerseits und Jungianischer Psychoanalyse anderseits hat abgenommen.
Eine berufliche Identität als Coach beginnt sich zu entwickeln, wenn auch viele Coaches von den „Ressources Humaines“ nach wie vor als verlängerten Arm eingesetzt werden und sich entsprechend verhalten. Deswegen gibt es seitens der Arbeitnehmer nach wie vor viele Vorbehalte, ob Coaching ihnen selbst dienen könne.
Supervision von Coaches ist zum Thema geworden